BWL und Jura - wo immer Menschen im Spiel sind

Man kann die Menschen nicht ausrechnen!

BWL und Jura sind sich zumindest in dem einen Punkt einig ,dass die Psychologie über die besondere Gabe verfügt, den Menschen an sich zur Arbeit und zu betrieblichen Leistungen anzuhalten. Richtig ist hier, dass die Psychologie um diese Gabe ringt – leider bisher nur mit mäßigem Erfolg. Im echten Leben werden Psychologen nur selten an die Spitze eines Betriebs oder in leitende Positionen gebeten. Dazu passt, dass gut belesene Psychologen ausgerechnet das deutsche „Betriebsverfassungsgesetz“ (BetrVG) für eine Quelle psychologischer Weisheit halten, an deren Ufern ja kaum ein Psychologe zu finden sei















Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entstand aus den Erfahrungen der Industrialisierung das Verständnis für betriebliche Eignung: Sie erfordert a) vor allem die Zusammenarbeit des Individuums in einer Gruppe und b) die Fähigkeit zu einem grundlegenden Kanon physischer und mentaler Funktionen, die in der jeweiligen Gruppe zur Bewältigung der ihr zugewiesenen Aufgaben nötig sind.


Die Zusammenarbeit wird durch einzelne extreme Eignungsausprägungen spürbar eingeschränkt und blockiert. Das krasse Beispiel: Extrem hohe Intelligenz schränkt die Eignung genauso ein, wie extrem geringe Intelligenz. Daraus ist zu folgern, dass extreme Messwerte im Bereich der Intelligenz, aber auch der Regeltreue, des Ergebnisantriebs, der Stress-Stabilität oder der Hartnäckigkeit, die alle heute valide zu messen sind, sämtlich eine sicher unzureichende Eignung für Tätigkeiten im einem Betrieb anzeigen.

Dieser auf den ersten Blick paradoxen Abhängigkeit kann man nicht belehrend oder beratend entgegentreten. Sie beruht allein auf der Isolation extrem profilierter Individuen, die von ausgewogen und durchschnittlich ausgeprägten Personen umgeben sind.

Die extrem Ausgeprägten mögen noch so sehr um Kompensation bemüht sein - sie werden an die geringer Ausgeprägten anstoßen. Ob in Verwaltungsstrukturen, in Entwicklung oder Produktion, in Kreativ- oder in Vollzugsbereichen - jede extreme Ausprägung gleich welchen Merkmals wird ihren Träger verraten. Die weniger Ausgeprägten werden seine Leistungsfähigkeit blockieren und ihn selber am Ende preisgeben.

In der Personalbeschaffung wird blindlings „Die Jagd auf die Besten“ oder „Der Kampf um die hellsten Köpfe“ meist von Personen ausgerufen, die selber von ungeklärten Einschränkungen geplagt sind. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der in diesem Sinne erfolgreiche Jäger oder Kämpfer nicht nur seinem Arbeitgeber und dem Betrieb, sondern auch dem Stellenbewerber schadet.

Der hochbegabte BWL- oder JURA-Experte wird in jeder betrieblichen Zusammenarbeit ausgebremst werden und seine Begabung nicht entfalten können.

Die Rede von den Segnungen der Besten blieb sogar auf mittelalterlichen Schlachtfeldern eine Mär: Der Sieg gehört stets den Gruppen.

Die Impulse der Französischen Revolution beflügelten damalige Gelehrte in deren Bemühen, die jeweilige Eignung für aktuelle Ausbildungen und Tätigkeiten zu bestimmen.










Eignung sollte messbar werden. Seit 1791 dominiert in dieser Bemühung unverändert die Lesefähigkeit, die man latinisiert „Intelligenz“ nennt (von interlegere: verbinden von Buchstaben). Erst Leseleistung ermöglichte das Messen und das Prüfen. Obschon ausgerechnet die Leseleistung schon seit G.E. Lessing (1750) als etwas durchaus Relatives durchschaut war, hat sich daran bis heute nichts geändert.





 

Georg M. Sieber, Jahr­gang 1935, ist Diplom­psycho­loge in München. 1964 gründete er sein Institut für An­ge­wandte Psycho­logie, die Intelligenz System Trans­fer GmbH (11 Niederlassungen). Sein per­sön­liches Inte­res­sen­gebiet sind die Schrif­ten his­tor­ischer Vor­läufer der heu­ti­gen Psychologie, de Federico II., Machiavelli, Palladio, Ínigo López de Loyola u.a.

Für den fachlichen Austausch steht er gerne zur Verfügung: 089 / 16 88 011 oder per eMail:

Georg.Sieber@IST-Muenchen.de

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