Career Mentorship Program - Kickoff für die Karriere in der Großkanzlei

Erfahrungen der eigenen Mentee-Zeit als Anwältin weitergeben

Von Eva Kriechbaumer LL.M.

Während meines Studiums hatte ich nie die Absicht, einmal Anwältin in einer Großkanzlei zu werden. Die Geschichten, die man sich an der Uni über "die Großkanzlei" erzählte, fand ich eher abschreckend. Daher habe ich auch nie ein Praktikum in einer Großkanzlei gemacht. Nach dem Ersten Staatsexamen 2014 und während meines LL.M.-Studiums wurde ich dann aber doch neugierig und wollte mir ein eigenes Bild machen. Also bewarb ich mich Ende 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei verschiedenen Kanzleien in München, damit ich zumindest "mitreden" kann.

Nach einem interessanten und angenehmen Bewerbungsgespräch startete ich im November 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team eines erfahrenen IT-Recht Partners in München. Seit diesem Zeitpunkt war ich quasi durchgehend in der Kanzlei tätig, zunächst als Referendarin in der Rechtsanwalts- und Wahlstation und mittlerweile als Anwältin im Bereich Gesellschaftsrecht und Compliance. Dass ich immer noch da bin, liegt nicht zuletzt an meinen Mentoren, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Carerr Mentorship Program (CMP).

Gute Mentorinnen und Mentoren zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie ihren Mentees die Möglichkeit zum eigenverantwortlichen Arbeiten geben und gleichzeitig unterstützend und beratend zur Seite stehen, wenn es Fragen oder Unsicherheiten gibt. Und die gibt es gerade am Anfang der Karriere zur Genüge. Ich hatte das Glück, dass ich schon vor meiner Zeit im CMP einen solchen Mentor gefunden hatte. Er war auch derjenige, der eines Tages zu mir ins Büro kam und meinte, er würde mich gerne bei unserem CMP "anmelden". Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits seit ein paar Monaten als wissenschaftliche Mitarbeiterin in seinem Team und plante bereits, meine Referendariats-Stationen in der Sozietät zu absolvieren. Mit dem Career Mentorship Program hatte ich mich noch nicht näher beschäftigt. Ich kannte nur einen Flyer, der die vielfältigen Bausteine des Programms erläuterte. Ich dachte mir, dass es bestimmt nicht schadet, mich "anmelden zu lassen" und stimmte dem Angebot meines Mentors zu. Doch bis ich CMP Mentee wurde, sollten noch einige Schritte zu meistern sein.

Ich erhielt eine E-Mail unseres HR Teams, das mir zur Aufnahme in den Bewerbungsprozess für das Mentorenprogramm gratulierte. Mit einer "Anmeldung" war es also offensichtlich nicht getan. Heute ist mir auch klar warum: Die Kanzlei bietet den Mentees ein umfassendes und abwechslungsreiches Programm und legt Wert darauf, dass die Mentees passende Mentorinnen und Mentoren zur Seite gestellt bekommen, die möglichst in einem Rechtsgebiet tätig sind, das ihre Mentees interessiert. Deshalb ist die Anzahl der neuen, jährlich zu vergebenden Mentee-Plätze begrenzt. Neben dem persönlichen Mentoring gibt es zahlreiche Weiterbildungsveranstaltungen. Außerdem steht unser CMP Team den Mentees mit Rat und Tat zur Seite, wenn es Fragen zu Karriereplanung, Studium und Referendariat gibt.

Nachdem ich meine Bewerbung samt Motivationsschreiben an unser HR Team geschickt hatte, erhielt ich kurze Zeit später eine Einladung für ein telefonisches Interview mit unserer HR Director Claudia Trillig. Es ging u.a. darum, dass ich mich fachlich vor allem für den Bereich Gesellschaftsrecht interessiere. Daraufhin schlug sie vor, dass ich eine Mentorin oder einen Mentor aus diesem Bereich bekommen sollte. Mein CMP Mentor wurde Dr. Marcus Meese, Partner in der Praxisgruppe Corporate/M&A.


Ich bin bis heute in seinem Team, mittlerweile seit vier Jahren als Rechtsanwältin. Marcus hat immer ein offenes Ohr und ist ein großartiger Ausbilder. Für mich war deshalb nach dem Zweiten Staatsexamen klar, dass ich auf jeden Fall in seinem Team als Associate anfangen möchte. Für meinen Berufseinstieg war das CMP also wegweisend.

Im Rahmen des CMP habe ich viele Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, mit denen ich bis heute in Kontakt stehe - auch, wenn einige beruflich andere Wege eingeschlagen haben. Ein Highlight war sicherlich das CMP Summer-Camp in Amsterdam, an dem ich als Mentee teilnahm.


Außerdem halfen mir meinen Erfahrungen aus dem CMP, meine Wahlstation zu organisieren und vorzubereiten. Auf Initiative meines damaligen Mentors verbrachte ich drei Monate in unserem Büro in Sydney. Unser CMP Team hat mich bei der Planung unterstützt und es gab auch eine finanzielle Unterstützung für die Anreise.

Inzwischen bin ich selbst CMP Mentorin und freue mich, dass ich in dieser Rolle weiterhin an den zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen und meine Erfahrungen mit unseren Mentees teilen darf.


Zur Autorin:


Eva Kriechbaumer LL.M. ist Associate der Praxisgruppe Corporate bei Baker McKenzie in München.

Sie trat 2015 als Referendarin in die Kanzlei ein. Sie konzentriert sich auf transaktionsbezogenes und allgemeines Gesellschaftsrecht sowie Corporate Compliance.

Vom Mentee zum Partner

Von Dr. Tobias Höfling

Selbst Odysseus hatte einen Mentor. Mentor - das war der Name eines guten Freundes des berühmten Helden aus der griechischen Mythologie. Er wurde der Erzieher von Odysseus’ Sohn, während Odysseus in den Trojanischen Krieg zog.

Die Bezeichnung Mentoring geht auf eine Figur der jahrtausendealten griechischen Mythologie zurück und ist heute ein Instrument der Personalentwicklung. Das Career Mentorship Program (CMP) von Baker McKenzie ist zwar noch nicht so alt wie Homers Illias, dennoch ist die Kanzlei mit ihrem Programm einer der Vorreiter des professionellen Coachings. 2008 hat die Kanzlei mit der Initiative Neuland im juristischen Recruiting betreten. Seitdem haben Anwältinnen und Anwälte der Kanzlei mehr als 200 angehenden Juristinnen und Juristen persönlich mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Viele der ehemaligen Teilnehmer arbeiten heute für die Kanzlei und sind oft mittlerweile selbst Mentorinnen und Mentoren der "Next Generation".


Auch für mich öffneten sich als CMP Mentee die Türen in die Kanzlei. Nach einem Praktikum zu Studienzeiten ergatterte ich 2011 einen Platz im Career Mentorship Program. Eine Zeit, von der noch viele schöne Erinnerungen und vor allem auch wertvolle Ratschläge meines damaligen Mentors geblieben sind. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich meinen Mentor, damals Partner im Bereich Dispute Resolution in München, vor meinem Start ins Referendariat in Frankfurt am Main etwas blauäugig fragte, ob man in der Kanzlei auch in der Mainmetropole eine gute Dispute Resolution-Praxis habe und dort eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter frei sei. Mein Mentor stellte daraufhin den Kontakt zu Prof. Dr. Jörg Risse, einem der bekanntesten und angesehensten Anwälte im Bereich Schiedsverfahren in Deutschland, her.

Heute, rund elf Jahre später, habe ich gemeinsam mit ihm – und den weiteren Dispute Resolution-Kolleginnen und Kollegen – zahlreiche spannende Verfahren durchgefochten und gebe als Mentor selbst meine persönlichen Erfahrungen an die nächste Generation der Mentees weiter. Noch immer profitiere ich von dem Career Mentorship Program, beispielsweise von den Seminaren, wie etwa zum Legal Writing oder zur Bilanzkunde. Bleibend sind aber nicht nur das fachliche Know-how, sondern auch die Freundschaften zu anderen damaligen Mentees, mit denen ich mehrfach im Jahr bei den Seminaren, der CMP-Weihnachtsfeier oder dem Summer Camp zusammengekommen bin. Beim jährlichen Summer Camp – dem Jahreshighlight des Programms – treffen sich alle Mentees für ein gemeinsames Wochenende an wechselnden Orten, oft auch an ausländischen Standorten der Kanzlei, wie etwa Amsterdam oder Wien.


Bei diesen Treffen kommt neben fachlichen Workshops das gemeinsame Zusammensein und Team-Building nicht zu kurz, wie etwa beim einem Beachvolleyballturnier oder einer Runde Geocaching.

Der für mich bedeutendste Aspekt des Programms ist und bleibt die persönliche Unterstützung durch eine Mentorin oder einen Mentor in einer wichtigen Phase der Ausbildung. Denn in dieser Phase fällt häufig die (Vor-)Entscheidung über den Berufseinstieg. Von den fachlichen Kenntnissen und persönlichen Erfahrungen der Mentorin oder des Mentors kann man als junge Juristin oder Jurist sehr profitieren.

Über das CMP und durch meinen Mentor erhielt ich so einen weitaus tieferen Einblick in die Tätigkeit eines Anwalts in einer internationalen Großkanzlei, als es mir sonst möglich gewesen wäre. Das persönliche Gespräch bietet wertvolle Erkenntnisse, die weit über die üblichen Angebote von Kanzleien hinausgehen.


Zum Autor:



Dr. Tobias Höfling ist Partner der Praxisgruppe Dispute Resolution bei Baker McKenzie in Frankfurt am Main.

Sein Tätigkeitsschwerpunkt bildet die Prozessführung in gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten und bei Auseinander-setzungen zwischen Gesellschaftern.

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